Kohortenkastell Miltenberg ( Badegebäude )

Allgemein: Vom Kohortenkastell selber ist leider heutzutage oberirdisch nichts mehr zu sehen. Einzig ein Teil des ehemaligen Badegebäudes wurde zwar in den Grundmauern restauriert, sie liegen aber heute ziemlich verwachsen und unbeachtet am Rand des Bahndammes, welcher den Grossteil des Gebäudes durchschneidet und bieten einen traurigen Anblick. Die Steine des Kastells wurden schon im Mittelalter abgetragen um den Ort "Walehusen / Wallhausen" zu errichten. Der allgemein gebräuchliche Name "Altstadtkastell" hat übrigens mit der Altstadt von Miltenberg nichts zu tun, sondern bezieht sich auf eben jenen Ort Walehusen. Die ehemalige Kirche ist heute noch als Mauerstumpf 100 m weiter nördlich des Badegebäudes zu sehen und wurde nachweislich aus römischen Steinen errichtet. P. J. Madler war der erste, der 1842 die römische Besiedlung erkannte, aber erste Untersuchungen fanden beim Bau o.g Bahnlinie im Jahr 1875 statt, welche das Badehaus und das Kastell im südlichen Teil überschneidet. In den folgenden Jahren ( bis 1878 ) wurden weitere Ausgrabungen durch die Reichslimeskommission unter der Leitung von W. Conrady durchgeführt. Die letzten Untersuchungen fanden 1970 bis 1976 statt.

Das Badegebäude in "Gesamtansicht".

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Kastell: Das Kastell besass eine Gesamtfläche von 2,7 ha ( 170 m x 160 m ) und wurde um 150 n. Chr. in Holz / Erde Bauweise errichtet. Bald danach erfolgte ein Ausbau als Steinkastell wobei die Ausmasse aber gleich blieben. Es hatte 4 einfache Tore, welche jeweils von zwei Ecktürmen flankiert wurden. Weiterhin wurde das Kastell durch dreizehn weitere Zwischentürme zusätzlich geschützt. Das Haupttor ( porta praetoria ) war dem Main zugewand. Als Besatzung des Kastells ist von Inschriften, die "cohors I sequanorum et rauracorum equitata" bekannt, welche vorher im Kastell Oberscheidental stationiert war. Eine interessante Inschrift fand sich an einer Fortunasäule vor dem Osttor des Kastells. Sie wurde der Göttin Victoria, vom Präfekten der Kohorte, Gaius Sempronius Martialis gewidmet und lautet: "IN H(onorem) D(omus) D(ivinae) / VICTORIAE / PERPETUAE ET SACRUM / SUB CUR(a) SEXTI CATI / CLEMENTINI CO(n)S(ularis) PR(ovinciae) G(ermaniae) S(uperioris) C(aius) SEMPRONI / US MARTIALIS / PRAEF(ectus)". Die Säule stammt aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. und wird von Historikern mit den ersten grossen Alamannenüberfällen ( um 233 n. Chr. ) in Verbindung gebracht. Die Säule und weitere Funde aus den beiden Kastellen befinden sich im Miltenberger Museum "Am Schnatterloch".

Anfahrt: Die Reste des Badegebäudes sind schwer aufzufinden. Sie befinden sich südlich der Staustufe "Kleinheubach", gegenüber von einem Biergarten, direkt am Bahndamm.