Numeruskastell Neckarburken

Allgemein: Nur 30 Meter entfernt vom Limes lag das Numeruskastell oder auch Ostkastell, dessen Westtor ( porta principalis sinistra ) in den Grundmauern restauriert hier bewundert werden kann. Aufgesetzt auf das Mauerwerk, sind die Zinnen, die einst die beiden Wachtürme zierten. Hier war der sogenannte "Numerus Brittonum Elantiensium" stationiert. Die Einheit ist aus einer Bauinschrift bekannt, welche über dem Westtor angebracht war. Sie lautet: IMP(eratori) CAES(ari) TIT(o) AEL(io) HAD(rinao) ANT(onino) AUG(usto) PIO PON(tifici) MAX(imo) TRIB(unicia) POT(estate) CO(n)S(uli) IIII P(atri) P(atriae) N(umerus) BRIT(tonum) ELANT(iensium). ÜBERS: Dem Imperator Caesar Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius, oberster Priester, mit tribunizischer Gewalt, Consul zum vierten Mal, Vater des Vaterlandes, vom Numerus Brittonum Elantiensium. Der genannte Numerus zog später ins Numeruskastell Osterburken um. Der Umzug erfolgte aber erst 30 Jahre nachdem der Odenwaldlimes aufgegeben wurde und die Besatzung des benachbarten Kohortenkastells schon lange umgezogen war. In der Zwischenzeit dürfte diese Einheit den Truppennachschub und die Versorgung geregelt haben. Entgegen anderen Kastellen am Odenwaldlimes, wurde dieses hier nicht verlassen, sondern nach Abzug des Numerus als römischer Gutshof zivil weiter genutzt und ausgebaut. Die zivile Nutzung wird durch den Fund einer Jupitergigantensäule bestätigt. 

Gesamtansicht des Westtores.

Im Hintergrund, das Kastellgelände.
Kastell: Das Lager wurde um 100 n. Chr. als Holz / Erde Konstruktion errichtet. Oben genannte Bauinschrift bezieht sich wahrscheinlich auf den Umbau in ein steinernes Kastell im Jahr 145 n. Chr. Das Kastell hatte ein Grösse von 0,64 ha ( 80 m x 80 m ) und bot Platz für ungefähr 140 Soldaten. Bei den Grabungen der Reichlimeskommission wurden drei, mit 5 m breiten Türmen gesicherte Tore mit Durchfahrten von 3,5 m - 3,8 m Breite gefunden. Zwischen- und Ecktürme konnten keine entdeckt werden. Im Inneren des Lagers konnte ein rechteckiges Gebäude ausgemacht werden, welches ursprünglich als Stabsgebäude gedeutet wurde, sich bei neueren Forschungen aber als Teil des späteren Gutshofes herausstellte. Das Badegebäude der Truppe wurde im Jahr 1982 bei Bauarbeiten entdeckt, bei denen es ziemlich gelitten hat und deshalb nur teilweise untersucht werden konnte. Das Bad wurde nachweislich mindestens einmal umgebaut. Dies geht auch aus einer Inschrift hervor, welche im nördlichsten Raum gefunden wurde. Sie lautet: FORTUNAE BRITTONES ELANTIENSES BALINEUM VETUSTATE COLLABSUM ADIECTA CONCHA ET CAMARIS OPERE FIGLINO RESTITUTIS ITEM VASIS NOVIS POITIS IUBENTE CALPURNIO AGRICOLA LEG(ato) AUG(usti) PRO(o) PR(aetore) CURAM AGENTE VERANIO SATURNIO (centurione) LEG(ionis) VIII AUG(ustae)  V(otum) S(olverunt) TERTULLO ET SACERDOTE CO(n)S(ulibus). Übers: Der Fortuna zu Ehren hat der Numerus Brittonum Elantiensium das Bad wieder aufgebaut, welches aus Altersgründen eingestürzt war, eine Rundnische hinzugefügt, die Decke aus Ziegeln wiederhergestellt und neue Kessel eingebaut, auf Befehl des Statthalters Calpurnius Agricola und unter der Leitung von Veranius Saturnius, Zenturio der 8. Legion Augusta, als Tertullus und Sacerdos Consuln waren.    

Zwei Mauerzinnen.

Einer der Tortürme.
Anfahrt: Direkt am Ortsausgang Neckarburken Richtung Dallau. Gleich rechts neben der Strasse. Beschildert.