Spätrömischer Burgus "Zullestein"

Allgemein: Eigentlich wollte man bei der Ausgrabung im Jahre 1970 die mittelalterliche Burg Stein archäologisch untersuchen. Um so erstaunter war man, dass die Mauern der Burg nur die Erweiterung einer Festung aus der karolingischen Zeit ( ungefähr 800 n. Chr. ) waren. Eine nähergehende Untersuchung brachte letztendlich auch römisches Mauerwerk zutage, welches man auf die Zeit Valentinians des Ersten ( römischer Kaiser von 364 n. Chr. - 375 n. Chr. ) datierte. Die Mauerreste gehören zu einem spätrömischen Burgus, einer befestigten Schiffsanlegestelle. Solche Festungen wurden in spätrömischer Zeit am östlichen Rheinufer gebaut, welches ja seit knapp 100 Jahren nicht mehr zum römischen Reich gehörte aber dennoch eine Art "Niemandsland" war, um Truppen und Waren sicher an Land zu bringen. Der Turm hatte eine Grundfläche von 321,6 qm ( 21,3 m x 15,1 m ) und besass mindestens drei Geschosse. Von den schmalen Seiten aus, verliefen Mauern zu je einem kleinen Eckturm und von dort aus parallel in Richtung Ufer, sodass man ein grossen befestigten Innenhof erhielt, der zum Ufer hin offen war. Die Breite der so entstandenen Anlegestelle betrug 42 m. Nimmt man eine ähnliche Länge für die parallel verlaufenden Mauern an ergibt sich eine Gesamtfläche von mindestens 800 qm. Der Turm selber besass 2 m dicke Mauern, und hatte ein ziegelbesetztes Satteldach. Die gesamte Anlage war zur zusätzlich mit einem Graben gesichert, der um die Anlage herum verlief. Die Festung wurde nur wenige Jahrzehnte nach dem Bau wieder verlassen.

Blick auf die komplette Anlage.

Einer der Ecktürme römischer Zeit.
Weitere Geschichte: Die "villa Zullestein" wird erstmals im Jahre 806 urkundlich erwähnt wo sie als Schenkung in den Besitz des Klosters Lorsch gelangt.  Es folgten Erweiterungsbauten und die Burg wurde zu einer Siedlung erweitert. Die nächste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 995 in welcher der Fürstabt Salmann aus Lorsch, das Marktrecht für die mittlerweise zu einer grösseren Siedlung angewachsenen Burgus erbat. Um das Jahr 1200 herum, ging der Ort an das Fürstbistum Worms, und wurde wiederum erweitert. Danach blieb es erstmal ruhig um die Festung und erst im Jahr 1232 wird die Burg wieder erwähnt, diesmal als Sitz des Bischofs Heinrichs des Zweiten von Worms. Im Jahr 1386 wurde die Burg verpfändet und gelangte so teilweise in den Besitz der Kurpfalz. Im Jahr 1621, während des 30 jahrigen Krieges, hatten die Spanier unter ihrem Befehlhaber Goncalo Fernandes de Corduba die Burg erobert. Als im Jahre 1631 die Schweden unter Gustav II. Adolf heranrückten, kam zu heftigen Kämpfen zwischen den beiden Heeren, in deren Verlauf die Burg zerstört wurde. Im Jahre 1657 wurde dann der endgültige Abbruch der Burg verfügt und die Steine wurden zur weiteren Verwendung ausgebrochen.

Der römische Kernbau.

Der nachrömische Anbau.
Anfahrt: Von Nordheim bei Biblis, auf der Rheinstrasse bis zum Damm fahren. Hinter dem Damm führt eine Strasse nach rechts, bis zu einem kleinen Parkplatz am Rheinufer. Am besten man steigt über den Damm auf den befestigten Weg, der zum Damm parallel führt. Immer dem Weg in Richtung Norden, bis zur Weschnitzbrücke folgen und von da führt ein Waldweg rechts ab, zu den Ruinen. ( Schild: Burg Stein )