Von Cäsar bis zum Fall des Limes

Allgemein: Die Bezeichnung Limes kommt eigentlich aus der Landwirtschaft und bedeutet im eigentlichen Sinne, eine künstliche Abgrenzung ( Weg ) zwischen zwei Grundstücken. Der Begriff " LIMES " im Zusammenhang mit der römischen Reichsgrenze in Germanien kam erst später auf. Der Limes war hauptsächlich eine Grenzmarkierung, die das römische Reich vom freien Germanien trennte. Auch diente der Limes in späteren Ausbauphasen mehr zur Abschreckung und zur Demonstration der Macht, als zum Schutz gegen etwaige Überfälle. Das zeigte sich später, als die ersten grossen Angriffe der Markomannen und der Alamannen stattfanden. Der Limes war in seiner Entstehungsphase nichts anderes als ein geflochtener, mannshoher Holzzaun. Erst in späterer Zeit, nachdem der Limes viele Ausbauphasen erlebt hatte, konnte er der Bezeichnung Schutzwall halbwegs gerecht werden. Der Aufbau erfolgte in verschiedenen Phasen und regionalen Verschiebungen, bis hin zu dem Endstadium, wie er uns heute bekannt ist. Das berühmte Limestor bei Dalkingen, zeigt auch, dass der Limes keine durchgehende Grenze war, sondern verschiedene Durchlässe existierten, an denen Handel mit den Germanen betrieben, oder grenzüberschreitende Feldzüge durchgeführt wurden. Neben den Wachtürmen, die in Abständen von 100 bis hin zu 600 Meter voneinander entfernt gebaut wurden gab es noch verschiedene andere Bauwerke, wie Kastelle und Feldwachen, die wie der Limes selber mit der Zeit wuchsen und stärker befestigt wurden. Entlang des Limes waren sogenannte Hilfstruppen stationiert, die sich aus der örtlichen Bevölkerung, beziehungsweise aus den unterworfenen Völkern der Provinzen rekrutierten und keine Truppen, die aus römischen Bürgern bestanden, wie etwa die Legionen entlang des Rheins.
Die gesamte Länge des Limes beträgt 568 Kilometer. Entlang des gesamten Limes befanden sich ca. 900 Wachtürme und ca. 60 Kastelle sowie weitere Verteidigungs- und Versorgungsanlagen.

Abschnitte: Die Reichslimeskommission unterteilte den Limes damals in dreizehn Abschnitte. Eine Einteilung, die auch hier übernommen werden soll. Abschnitt 1 - 5 durchziehen, angefangen in der Rheinebene, die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen. Abschnitt 6 steht für die Mainlinie von Gross-Krotzenburg bis Miltenberg. Mit Abschnitt 7 - 9 geht es weiter von Miltenberg nach Welzheim. Abschnitt 10 bezeichnet den Odenwaldlimes und 11 den Neckarlimes. Abschnitte 12 - 15 schliesslich stehen für den rätischen Limes, wobei der Teil südlich von Welzheim bis Schwäbisch Gmünd auch noch in Abschnitt 12 fällt. ( Genaueres, siehe Übersicht )

Erforschung: Bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde der Limes von damaligen Gelehrten erforscht. Eine gründlichere Erforschung fand aber erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch Christian Ernst Hanßelmann statt, der in zwei Abhandlungen den Limes südlich des Mains dokumentierte. Eine weitere Beschreibung erfolgte Mitte des 19. Jahrhunderts durch Eduard Paulus d.Ä.. Damals hielt man den Limes allerdings nicht für einen Grenzwall, sondern für eine antike Militärstrasse. Trotz dieser Fehleinschätzung sind seine Beobachtungen heute von grossem Wert, da er viele Denkmäler beschrieb, die heute verloren sind. 1892 wurde schliesslich die Reichslimeskommission gebildet. Massgeblichen Anstoss hierfür gab der Historiker Theodor Mommsen. ( Besonders empfehlenswert sind hier seine Werke zur römischen Geschichte ). Die Ausgrabungen durch die Reichslimeskommission wurden vor Ort von sogenannten Streckenkommissaren geleitet. Diese Forschungen sind heute besonders interessant, da man den gesamten Limes dokumentierte und eine Bestandsaufnahme durchführte, an der sich die heutige Limesforschung orientieren kann. Während der beiden Weltkriege kam die Erforschung des Limes zwangsläufig fast zum erliegen, wurde aber Ende der 70er Jahre wieder aufgenommen wobei zahlreiche Grabungen durchgeführt wurden. Zu erwähnen ist hier das Werk von Ernst Fabricius, der den Limes in einem 18 Bände umfassenden Werk gründlich dokumentierte. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden viele Denkmäler erneut untersucht und im Zuge der Untersuchungen auch konserviert, so zum Beispiel das Militärbad in Walldürn ( 1971 / 1972 ) und das Limestor von Dalkingen ( 1973 / 1974 ). Heute, im Jahr 2005, finden wieder umfangreiche Ausgrabungen statt. Schwerpunkte sind diesmal die Museen in Osterburken und Aalen, die im Rahmen der Ernennung zum Weltkulturerbe durch die UNESCO erweitert werden.

Geschichte: Nach der Eroberung Galliens durch Julius Cäsar, bildete der Rhein die natürliche Grenze des römischen Weltreiches. Es wurden zwar unter Cäsar einzelne Vorstösse in germanisches Gebiet gemacht, aber hauptsächlich waren diese als "Strafaktionen" gedacht, weniger als Eroberungen. Danach zog man sich schnell über den Rhein wieder zurück nach Gallien, wo Cäsar genug zu tun hatte, die Völker unter Kontrolle zu halten. ( Siehe hierzu Julius Cäsar - Die gallischen Kriege )
15 v Chr. dringt Nero Claudius Drusus über Bozen, das Tal der Etsch hinauf in die Alpen vor. Sein Bruder Tiberius, damals Statthalter von Gallien, schickte ihm Truppen zur Hilfe, die er aus dem Gebiet der heutigen Schweiz herüberschickte. Nach dem Sieg über die Vindeliker wurde deren Gebiet Bestandteil des römischen Reiches. ( Tirol, die Ostschweiz und Bayern ) Damit konnte eine neue Strassenverbindung, von Trient, das Etschtal hinauf, bis nach Augsburg (Augusta Vindelicum ) und weiter bis zur oberen Donau in Betrieb genommen werden. Sie stellte zwischen Rätien und Italien eine militärisch unentbehrliche Verbindung her. Die Alpenpässe und der Nordabhang der Alpen waren somit in gesichertem römischen Besitz. Jenseits der Alpen erstreckte sich östlich vom Rhein das germanische Land, südwärts der Donau das der Pannonier und der Möser. Hier wurde kurz nach der Besetzung Rätiens, gleichzeitig von beiden Seiten, die Offensive ergriffen. Illyrien, das Gebiet des heutigen Kroatien / Serbien, wurde Agrippa unterstellt. Nach dessen Tod, im Frühjahr 12. v. Chr, übernahm Tiberius das Kommando über Illyrien und sein Bruder Drusus das Gebiet links des Rheins. Über die Verhältnisse in Illyrien und die entgültige Befriedung durch Tiberius soll an dieser Stelle nicht berichtet werden. Zurück nach Germanien. Unter Cäsar war, wie schon beschrieben, das gesamte Gebiet links des Rheins für Rom erobert und einverleibt worden. Allerdings war diese Grenze mehr als instabil. Schon unter Cäsar wurden rechtsrheinisch einzelne unterworfene Stämme sesshaft gemacht, wie etwa die Nemeter ( um Speyer), die Vangionen ( um Worms ) und die Ubier, die sich schon früh unter den Schutz Cäsars gestellt hatten. Dadurch zogen sie sich den Hass der anderen germanischen Stämme zu und hatten immer wieder unter Plünderungen zu leiden, sodass sie Schutz links des Rheins, auf gallischem Gebiet suchten. Agrippa, zur damaligen Zeit in Gallien anwesend, konnte Ihnen, aufgrund des bevorstehenden sizilischen Krieges keine Hilfe zukommen lassen. Das einzige was er machen konnte, war den Rhein zu überschreiten und ihnen zu helfen, überzusiedeln. Aus dieser Niederlassung entstand das spätere Köln. Da die Lage durch die Germanen, die für Plünderungen immer wieder den Rhein überquerten, unerträglich wurde, schickte ihnen der damalige Statthalter Galliens, den Legaten Marcus Lollius mit der fünften Legion entgegen. Diese wurde schändlich geschlagen und ihrer Feldzeichen ( Legionsadler ) beraubt. Triumphierend zogen sich die Germanen wieder über den Rhein zurück. Nach dieser schmachvollen Niederlage, zog Augustus selber nach Gallien. Hier dürfte dann die, wie oben beschriebene Offensive in die Wege geleitet worden sein, bei der Tiberius in Illyrien und Drusus in Germanien angriff. Nach Augustus´ Rückkehr nach Rom übernahm Drusus die Verwaltung Galliens und den Oberbefehl für die jetzt beschlossene entgültige Unterwerfung der Germanen. Im Jahre 12 v. Chr. begannen die Stämme der Tencterer, Sugambrer und Usiper wieder einen Angriff auf Gallien. Diesmal allerdings wurden sie von Drusus am Übergang gehindert und daraufhin zog Drusus mit seinen Armeen in das germanische Gebiet und verwüstete die Gebiete der Germanen. Der eigentliche Eroberungsfeldzug aber fand im Norden Deutschlands statt. Vom Rheindelta aus, die Nordseeküste entlang, bis hin zur Wesermündung wurde das Gebiet erobert. Im darauffolgenden Jahr, ( 11 v. Chr. ) begann man mit der Eroberung des Binnenlandes. Im Jahre 9 v. Chr. war dann das Gebiet zwischen Rhein und Weser erobert. Im selben Jahr überquerte Drusus die Weser, stiess aber aus unbekannten Gründen nicht bis zur Elbe vor. Auf dem Rückweg, kam es allerdings zu einem Unglück. Vermutlich im Gebiet der Saale, stürzte Drusus vom Pferd und brach sich den Oberschenkel. Nach 30 tägigem Leiden starb Drusus 8 v. Chr. im Alter von nur 30 Jahren. Für das römische Volk ein schwerer Schicksalsschlag, da Drusus sich äusserster Beliebtheit erfreute. Sein aus Rom herbeigeeilter Bruder Tiberius brachte daraufhin das Heer sicher zurück und führte die begonnene Eroberung Germaniens in den folgenden 2 Jahren weiter. Zu grösseren Gefechten kam es allerdings nicht. Von diesem Zeitpunkt an, war die Elbe die politische Grenze des römischen Reiches, die militärische aber bleib weiterhin der Rhein. Im Jahre 6 v. Chr. machten Streitigkeiten in Rom der Eroberung Germaniens ein vorläufiges Ende. Tiberius zerstritt sich mit Augustus und legte daraufhin das Kommando über die Legionen nieder, und ging ins Exil. Da es daraufhin keinen fähigen Feldherren mehr gab, kam die Eroberungspolitik von Augustus bis hin ins Jahr 2 n. Chr. ins stocken. Diese Situation nutzten die Cherusker und Chauker aus und erhoben sich 2 n. Chr. gegen die römische Herrschaft. Das berühmte Problem von Augustus, einen würdigen Nachfolger für das Kaiseramt zu finden, da alle Anwärter vorzeitig das Zeitliche segneten, zwang ihn sich wieder mit Tiberius zu versöhnen und ihn zu adoptieren. Daraufhin eilte Tiberius wieder an den Rhein und setzte die Feldzüge fort, die durch sein Exil unterbrochen waren. Die Cherusker und Chauker wurden besiegt und das römische Heer stiess wieder an die Elbe vor. In Winter 4 n. Chr. auf 5 n. Chr. richteten die Römer zum aller ersten Mal ein Winterlager auf germanischem Boden ein. Die Überschreitung der Elbe hatte Ihnen Augustus untersagt, es wurden aber diplomatische Beziehungen zu den Völkern jenseits der Elbe aufgenommen. Zur Vollendung des Werkes fehlte nur noch die Eroberung des Gebietes zwischen der oberen Elbe und der mittleren Donau, das heutige Böhmen. Wenn dieses Gebiet erobert werden würde, befände sich Germanien umzingelt in einem Ring aus römischen Truppen. Doch ein anderer Krisenherd machte die Eroberung in letzter Minute zunichte. Im Gebiet des heutigen Serbien fand der sogenannte "Batonischen Krieg" statt. Er begann 6 n. Chr und endete erst 9 n. Chr. Tiberius musste mit einem Grossteil der Truppen dorthin eilen. Währenddessen kam es in Germanien zu einer Verschwörung. Unter der Leitung von Arminius, einem jungen Fürsten der Cherusker, entstand eine Bewegung, deren Ziel es war, die nationale Unabhängigkeit wieder herzustellen. Arminius und sein Bruder Flavus hatten bereits unter Tiberius gekämpft und sich durch ihre Tapferkeit, Auszeichnungen und das römische Bürgerrecht erworben. Zu dieser Zeit waren die besten und am meisten kampferfahrenen Truppen nach Illyrien versetzt worden waren um dort im "Batonischen Krieg" zu kämpfen. Es standen also nur unerfahrene und frisch ausgehobene Truppen in Germanien. Hinzu kam, dass der frühere Statthalter in Syrien, Publius Quinctilius Varus, sich in der Kunst der Kriegsführung nicht besonders auskannte, da er kein erfahrener Feldherr, sondern eher ein Günstling war, der aufgrund seiner gesellschaftlichen Stellung den Feldherrentitel erwarb. Im Jahr 9 n. Chr. lagen also drei Legionen ( ca. 20000 Mann ) im Sommerlager an der Weser ( Nahe Minden ). Als es spät im Jahr war, rüstete man sich zum Aufbruch ins Winterlager bei Aliso ( vermutlich Elsen, westlich von Paderborn ). Durch eine Nachricht, in einem benachbarten Gau wäre ein Aufstand ausgebrochen veranlasst, liess Varus die Legionen nicht, wie geplant den direkten Weg ins Winterlager antreten, sondern strebte einen Umweg an, um auf dem Rückweg den Aufstand nieder zu schlagen. Als die römischen Legionen weit genug gezogen waren, begannen die Germanen in den benachbarten Gauen, die kleinen römischen Truppenteile, die bei ihnen stationiert waren nieder zu machen. Währenddessen marschierten die römischen Legionen in Richtung des vermeintlichen Aufstandes. Arminius war am Abend zuvor noch Gast im Zelt des Varus gewesen und verstand es ihn in Sicherheit zu wiegen. Den Überraschungseffekt ausnützend, stürmten die Germanen aus den Wäldern und griffen den Tross an, der sich nicht zur Gegenwehr bereit gemacht hatte und so eine leichte Beute für die Germanen wurde. Über drei Tage zog sich die Schlacht, während die Römer versuchten weiter voran zu kommen und die Germanen unentwegt angriffen. Varus nahm sich, wie einige seiner Offiziere auch, das Leben. Durch die Nachricht von der Vernichtung der Legionen beflügelt brach in ganz Germanien der Aufstand los. Erst am Rhein konnten die Germanen daran gehindert werden überzusetzen und den Aufstand nach Gallien zu tragen. Die Nummern, der in der Varusschlacht vernichteten Legionen ( 17, 18 und 19 ) wurde nie wieder vergeben. Tiberius übernahm daraufhin wieder das Kommando der Rheinlegionen, die nach der Niederlage des Varus erheblich verstärkt wurden. Der nächste Vorstoss über den Rhein wurde im Jahre 10 n. Chr. , also ein Jahr nach der Varusschlacht unternommen, aber ohne grosse Folgen. Wahrscheinlich lag die Absicht darin, den Germanen vor Augen zu halten, dass die Römer es trotz der Niederlage immer noch wagen, den Rhein zu überqueren. Erst als Germanicus, der Neffe von Tiberius und Sohn von Drusus, im Jahre 13 n. Chr. das Kommando über die Rheinlegionen übernahm, änderte sich die Taktik. Am 19. August des Jahres 14 n. Chr. starb Kaiser Augustus. In den Truppen begann es aufgrund des Machtwechsels zu gären, und Germanicus verstand es, dem Unmut den Wind aus den Segeln zu nehmen und neue Feldzüge in Germanengebiet zu wagen. Allerdings nicht zum Zweck der Eroberungen, sondern um die 3 verlorenen Legionsadler zurück zu erobern und die Germanen zu bestrafen. Noch im Todesjahr des Augustus überschritt Germanicus den Rhein und drang tief in Feindesland vor. Hierbei zerstörten sie alles was ihnen in den Weg kam. Ein Jahr später, 15 n. Chr. erfolgte der zweite Feldzug von Germanicus, der beinahe ein eben solches Ende fand, wie es 6 Jahre zuvor Varus erlebt hatte. Wieder wurden die Römer von den Rebellen des Arminius angegriffen, diesmal aber zeigte sich, wozu Truppen fähig waren, die von einem erfahrenen Feldherrn angeführt wurden. Der Angriff wurde zurückgeschlagen und der Armee des Arminius eine schwere Niederlage zugefügt. Bei dem Feldzug 16 n. Chr. änderte Germanicus seine Taktik. Er liess sein gesamtes Heer an der Rheinmündung auf Schiffe befördern und stach mit der Flotte Richtung Emsmündung in See. Dies hatte den Vorteil, dass ein verlustreicher Marsch quer durch Germanien vermieden wurde, und man so den Feind auf dem rechten Ufer der Weser entgegentreten konnte. Dort trafen die römischen Truppen auf das gesamte Heer der Germanen. Aus diesen Schlachten ging Germanicus als Sieger hervor und Arminius konnte verletzt fliehen. Auf der Heimfahrt gerieten die Schiffe allerdings auf der Nordsee in schwere Stürme und die Flotte wurde teilweise bis nach Britannien verschlagen. Kurz darauf wurde Germanicus nach Rom abberufen und ihm dort ein Triumphzug gewährt. Inmitten dieses Triumphzuges, unter den Gefangenen, befanden sich auch die Gattin des Arminius und sein, in Gefangenschaft geborener Sohn, den er nie zu Gesicht bekam. Welches die Gründe waren, die Eroberung Germaniens wieder auf Eis zu legen ist unklar. Sicher ist nur, dass auch schon Augustus nach der Varusschlacht die Eroberung aufgeben wollte, und Tiberius dem Ganzen ein Ende machte. Vielleicht war Ihnen gewahr geworden, dass die Pläne, Germanien zu unterwerfen die Macht der römischen Legionen übersteigen würden. Nach dem Abzug des Germanicus, gelangten interne Streitigkeiten und Machtkämpfe unter den Germanen immer mehr in den Vordergrund. Arminius selber fiel einem Mordanschlag zum Opfer.
Eine Wende gab es erst wieder unter Kaiser Claudius, der vom Alpenvorland bis an die Donau vorstossen liess und dort den sogenannten Donaulimes, mit den Kastellen Hüfingen, Tuttlingen, Emerkingen, Rißtissen, Unterkirchberg, Aislingen, Burghöfe, und Oberstimm errichten und durch eine Strasse miteinander verbinden liess. Nach der Schreckensherrschaft Neros und seiner Mutter Agrippina kommt es im Jahre 69 n. Chr. zum Bürgerkrieg. Der Statthalter der Provinz Hispania Tarraconensis, Galba wird zum Kaiser ausgerufen. Diesem verweigern die Legionen, die am Rhein stationiert waren den Treueid und rufen stattdessen Vitellius zum Kaiser aus. Dieser zieht mit einem grossen Teil der Rheinlegionen , denen sich auch die, in Mainz stationierten Legionen und später die 11. Legion aus dem Alpenland anschliessen, Richtung Rom um den Widersacher zu stürzen. Unterdessen kommt es in Rom schon wieder zu einem Machtwechsel. Der Statthalter von Lusitania, Otho, stürzt mit Hilfe der Prätorianer, die bei Umstürzen meistens eine zweifelhafte Rolle spielten, den, noch amtierenden Galba und lässt sich selber zum Kaiser ausrufen. Otho, sich der Gefahr bewusst, die über die Alpen in Gestalt von Vitellius nach Rom vorrückt, stellt ein Heer zusammen um sich Vitellius entgegenzustellen. In Oberitalien, genauer gesagt in der Nähe von Cremona, kommt es zur entscheidenden Schlacht, in deren Verlauf Otho getötet wird. Daraufhin zieht Vitellius in Rom ein und lässt sich zum Kaiser krönen. Diesem verweigern allerdings die Legionen, die im Orient stationiert sind, unter Ihrem Oberbefehlshaber Titus Flavius Vespasianus den Treueid und rufen Vespasian ihrerseits zum Gegenkaiser aus. Dieser zieht mit seinen Legionen wiederum nach Rom, wo es abermals bei Cremona zu einer Schlacht kommt. Während dieser Schlacht wird Vitellius getötet und Vespasian gilt als neuer Kaiser. Er wird nach seinem Einzug in Rom, vom Senat als Kaiser bestätigt. Währenddessen war es in Gallien und Germanien zur Katastrophe gekommen. Die verbliebenen Truppen am Rhein werden von den, aus dem Norden den Rhein herunter ziehenden, Batavern angegriffen. Xanten, Köln und Trier werden besetzt und ein gallisches Reich ausrufen. Daraufhin wendet sich Kaiser Vespasian dem Unruheherd zu und beauftragt den Legaten Petilius Cerialis den Aufstand niederzuschlagen. Die Aufständischen werden schliesslich in einer Schlacht bei Trier besiegt ( 70 n. Chr. ) . Nachdem das Gebiet wieder befriedet war, begann man um 74 n. Chr. eine Strasse zwischen Offenburg am Rhein und Tuttlingen an der Donau zu bauen. Dies hatte den Vorteil, dass Truppen aus den östlichen Provinzen, schneller in Krisengebiete nach Gallien und Germanien gebracht werden konnten, ohne das Rheinknie bei Basel umrunden zu müssen. Das durch den Strassenbau, neu gewonnene Gebiet, genannt Area Flaviae, wird nun dem römischen Reich einverleibt. Das Verwaltungszentrum wird Rottweil. Nachdem aber später der Alb-Donaulimes entstand, wurde der Standort Rottweil bedeutungslos.
Domitian, der Sohn Vespasians, organisierte 83 n. Chr. einen Feldzug gegen den germanischen Stamm der Chatten, die das Gebiet der Wetterau ( nördlich von Frankfurt/Main ) bewohnten. Die Chatten waren ein Volksstamm, der immer wieder für Unruhe sorgte. Diese wurden geschlagen, das eroberte Gebiet wurde dem römischen Reich einverleibt und die Aussengrenze wurde an den Main und die Lahn verschoben. Daraufhin wurde das Gebiet vom Rhein, über die Wetterau, bis an den Main, mit Kastellen gesichert. Dieser Feldzug, wurde von der damaligen Propaganda als Unterwerfung Germaniens gefeiert. Zu diesem Zweck wurden extra Münzen geprägt, und Domitian bekam den Titel "Germanicus" zugesprochen. Als "Grenze" wurde damals, eine 177 km lange Schneise durch den Taunus gezogen. Zu dieser Zeit ( um 85 n. Chr. ) entstand auch der sogenannte Neckarlimes mit den Kastellen Wimpfen, Walheim, Benningen, Böckingen, Cannstatt und Köngen.
Um 100 n. Chr. wurde der Odenwaldlimes im Auftrag von Kaiser Trajan errichtet. Als Verlängerung des Neckarlimes wurden hier Wachtürme aus Holz gebaut, die durch Postenwege miteinander verbunden waren. Anfangspunkt des Odenwaldlimes war der Main bei Wörth ( Seckmauern ), Endpunkt war der Neckar beim heutigen Bad Wimpfen. Dadurch wurde die Lücke zwischen dem Main und dem Neckarlimes geschlossen.
Anmerkung: Es ist umstritten, ob die Limesbauten am Odenwald- und Neckarlimes unter Kaiser Domitian oder Kaiser Trajan entstanden sind. Heute geht man davon aus, dass die Grenze zwar unter Domitian gezogen wurde, aber die Limesbauten erst unter Kaiser Trajan entstanden sind, der nach den Kriegen gegen die Daker eine umfassende Grenzsicherung in Auftrag gab.
Ein weiterer Ausbau erfolgte um 120 n. Chr. unter Kaiser Hadrian, der zwischen den Wachtürmen, Palisaden errichten liess.
Unter Antoninus Pius erfolgt ein Ausbau, dessen Gründe sich bis heute nicht nachvollziehen lassen. Um 146 n. Chr. wurden die hölzernen Türme am Odenwaldlimes durch Steintürme ersetzt. 4 Jahre danach, wurden diese aber aufgegeben, weil die Grenze um 30 Kilometer nach Osten verlegt wurde. Die Kastelle am Odenwaldlimes verlieren ihre militärische Bedeutung, bleiben aber teilweise als Handelsstützpunkte erhalten. Gleichzeitig wird der Donaulimes nach Norden verschoben. Der rätische Limes mit den Kastellen, Schwäbisch Gmünd-Schirenhof, Böbingen, Aalen, Buch, Ellwangen-Halheim, Ruffenhofen, Dambach, Gunzenhausen, Theilenhofen, Ellingen, Weißenburg, Pfünz und Böhming war entstanden und trifft sich bei Lorch mit dem neu entstandenen schnurgeraden Teilstück des obergermanischen Limes. Es entstehen am obergermanischen Limes die Kastelle Miltenberg, Walldürn, Osterburken, Jagsthausen, Öhringen, Mainhard, Murrhardt, Welzheim und Lorch.
Damit war der Verlauf des Limes festgelegt. Eine weitere Verschiebung der Aussengrenze in Germanien fand ab da nicht mehr statt. Der Ausbau war damit aber noch nicht beendet. Während am Limesabschnitt zwischen Lorch und Miltenberg von vorn herein Steintürme errichtet wurden, folgten diese am Rätischen Limes erst um 200 n. Chr. Zeitgleich wurden am rätischen Limes die Holzpalisaden durch eine Steinmauer ersetzt, während es am obergermanischen Limes bei Palisaden blieb. Dort wurde der Limes durch einen tiefen Graben hinter der Palisade und einen zusätzlichen Wall aus Erde verstärkt.
Nach der Regierungszeit des Antoninus Pius, die in der römischen Geschichte als die friedlichste gilt, kam es unter seinem Nachfolger, Marc Aurel zu erneuten Unruhen. Die Chatten, die schon unter Kaiser Domitian besiegt wurden, wagten immer wieder Vorstösse und auch an der Donau, kam es um 160 n. Chr. zu einem verheerenden Überfall, in dessen Verlauf die Markomannen und ihre Verbündeten bis nach Norditalien vordrangen. Es wurde neue Legionen in Italien ausgehoben und die Stämme wurden zurückgedrängt. Um 170 n. Chr. begann Marc Aurel mit einer Offensive um diese Stämme entgültig zu unterwerfen. Er drang mit seinen Legionen erstmals seit Germanicus wieder bis an die Elbe vor. In diese Zeit fällt übrigens auch die Gründung des Legionslagers Regensburg ( castra regina ), das die Grenze gegen die Markomannen sichern sollte. Die Markomannen wurden niedergeworfen und das Gebiet bis zur oberen Elbe fast gesichert, als das Schicksal zuschlug. Am 17. März 180 starb Marc Aurel im Feldlager bei Vindobona ( Wien ) an der Pest, die durch die Legionen aus Persien eingeschleppt wurde und verheerende Auswirkungen auf die Truppen hatte. Seinem Sohn Commodus, der ebenfalls im Feldlager anwesend war, blieb es vorbehalten, diese Kriege weiterzuführen, aber es kam anders. Aus welchen Gründen auch immer beschloss Commodus mit den Markomannen Frieden zu schliessen und die eroberten Gebiete wieder zu räumen, was bei den Truppen als überaus schändlich angesehen wurde. Dieser Entschluss von Commodus hatte die ganze Arbeit seines Vaters wieder zunichte gemacht.
Der erste Alamanneneinfall fand um 213 n. Chr. unter Kaiser Caracalla statt. Ab diesem Datum wurde der Stamm der Alamannen zum ersten mal geschichtlich erwähnt. Die Alamannen wurden daraufhin mit grossem Heeresaufgebot im Feldzug besiegt, was Caracalla den Beinamen "Germanicus - der Germanenbesieger " einbrachte. Im Jahre 233 n. Chr., kam es unter Kaiser Severus Alexander zum verheerendsten Überfall. Die Alamannen benutzen die Römerstrassen, die ins Hinterland führten und richteten grosse Verwüstungen an. Die Truppen an Rhein und Donau hatten diesem Überfall nichts entgegen zu setzten, da der Grossteil nach Persien abgezogen wurde um dort die Reichsgrenze zu sichern. Severus Alexander musste also mit den Persern Frieden schliessen und die Truppen wieder an den Rhein verlegen. Da er aber die Entscheidung fällte, den Angreifern nicht militärisch entgegen zu treten, sondern sich den Frieden zu erkaufen, wurde er zusammen mit seiner Mutter 235 n. Chr. im Heerlager bei Mainz von den erzürnten Soldaten ermordet. Die Truppen liefen zu dem anrückenden Maximinus Thrax über, der unterdessen von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen worden war. Damit begann in Rom die Zeit der sogenannten Soldatenkaiser. Herrscher also, die nicht aufgrund von Adoption oder Erbrecht an den Kaisertitel gelangten, sondern Soldaten , die von Ihren Truppen zum Kaiser gemacht wurden. Maximinus Thrax führte, um das schändliche Verhalten Alexanders wieder gut zu machen einen ausgedehnten Feldzug gegen die Alamannen durch. Danach setzte er sich Richtung Rom in Bewegung um sich auch dort die Legitimation für den Kaisertitel zu holen. Währenddessen kam es in Afrika zum Aufstand. Gordian I und sein Sohn Gordian II liessen sich zu Kaisern ausrufen. Allerdings wurde dieser Aufstand von lokalen Truppen schnell wieder niedergeschlagen und die beiden Herrscher ermordet. In Rom wurden währenddessen Balbinus und Pupenius zu Kaisern ausgerufen. Die beiden Greise ernannten daraufhin Gordian III, einen Enkel Gordians des ersten zum Cäsar ( Prinz ). Maximinus Thrax wurde daraufhin von seinen eigenen Truppen ermordet. Das selbe Schicksal erfuhren auch Balbinus und Pupenius, die von den Prätorianern ermordet wurden. Gordian III musste sich daraufhin wieder dem Krieg mit den Persern widmen. Im weiteren Verlauf kam es immer wieder zu einzelnen Überfällen auf den Limes und das Hinterland bis der Limes um 260 n. Chr, unter Kaiser Gallienus, überrannt wurde und seine Bedeutung als Grenze des römischen Reiches verlor. Die römischen Truppen wurden bis hinter den Rhein zurückgedrängt.
Die Gründe hierfür liegen in der verheerenden Krise in der sich das römische Reich zu dieser Zeit befand. Meuternde Truppen, massive Geldabwertung und ein, erstmals in der Geschichte Roms, von den Persern gefangen genommener und versklavter Kaiser ( Valerianus ) trugen sicher dazu bei. Die Soldaten am Limes wurden zu anderen Unruheherden abgezogen oder liefen gleich zum Feind über. Diese Situation blieb den Germanen natürlich nicht verborgen die diese Gelegenheit auch gleich nutzten. Ausserdem verödeten aufgrund der häufigen Überfälle der Alamannen, immer mehr Gutshöfe im Hinterland. Münzfunde belegen allerdings, dass die grösseren Städte und auch viele Gutshöfe weiterhin bestanden. Die Alamannen hatten es vor allem auf die Gallischen Provinzen abgesehen, die wesentlich reicher waren als das Limeshinterland. Mit dem Alamanneneinfall war die militärische Präsenz rechts des Rheins damit vorbei.
Die Geschichte der Römer in Deutschland geht aber noch weiter. Lesen Sie hierzu den zweiten Teil: "Von Gallienus bis Diocletian."