Numeruskastell Lützelbach

Allgemein: Das Numeruskastell Lützelbach, im Volksmund auch "Lützelbacher Schlösschen" genannt, wurde schon im Jahr 1813 durch Knapp beschrieben. Es war zum damaligen Zeitpunkt noch sehr gut erhalten und besonders die schön behauenen Quadersteine der Aussenmauer wurden von Knapp hervorgehoben. Eine weitere Besichtigung der Anlage fand 1885, durch den damaligen Streckenkommissar F. Kofler statt. Das Gelände der Anlage war zu diesem Zeitpunkt vom ursprünglichen Besitzer verkauft wurden und der neue Besitzer machte sich eifrig dran, die Steine des Kastells auszubrechen und zu verkaufen. Trotz zahlreicher Proteste, ging der Ausbruch der Steine unbeirrt weiter, sodass bei der Untersuchung durch die Reichslimeskommission im Jahre 1895 nur noch ein Teil der Aussenmauern vorhanden war.
Das kleine Numeruskastell war das nördlichste der kleinen Steinkastelle am Odenwaldlimes. Die Entfernungen zu den nächst gelegenen Kastellen Wörth und Vielbrunn betrug jeweils 5 Kilometer, der Abstand zur Limespalisade nur 30 m. Die Stärke der Umfassungsmauer schwankte zwischen 0,9 m an der Südostseite und 1,25 m an der nordwestlichen Seite. Die Gesamtfläche wurde mit 5189 qm, bzw. 0,5 ha angegeben. Das Kastell besass 3 Tore, die jeweils von zwei Türmen flankiert waren und einen Spitzgraben von 8 m breite und 1,5 m tiefe. Es wurden zwei Bauphasen festgestellt. Erbaut wurde das Kastell um 100 n. Chr. in Holz / Erdbauweise. Ein Umbau in ein Steinkastell fand vermutlich 145 n. Chr. statt. Innengebäude konnten keine mehr festgestellt werden, wohl aber Reste der Lagerstrassen. Man fand aber zwei Gebäude ausserhalb des Kastells, die aber auch schon ziemlich zerstört waren. Das Badegebäude, ebenfalls zerstört, wurde 40 m nördlich des Kastells gefunden. Als Besatzung kommt wohl ein "numerus brittonum" in Frage, welcher das Kastell wohl auch erbaut hat.

Plan des Kastells Lützelbach *

* Aus: Sonderabdruck aus dem Werke: Der obergerm.-raet. Limes des Römerreiches, Das Kastell Lützelbach von Fr. Kofler ( Verlag Otto Petters, 1904 ) ( Original liegt mir vor. )